Studienpräsentation mit AK Vizepräsidentin Verena Steinlechner-Graziadei, AK Vizepräsident Klaus Rainer, Univ.-Prof. Dr. Wilfried Smidt und HS-Prof. Dr. Bernhard Koch (v. li.)
Studienpräsentation mit AK Vizepräsidentin Verena Steinlechner-Graziadei, AK Vizepräsident Klaus Rainer, Univ.-Prof. Dr. Wilfried Smidt und HS-Prof. Dr. Bernhard Koch (v. li.) © AK Tirol
6.12.2023

AK Tirol präsentiert empirische Studie zu "Assistenzkräften in Kindergärten"

Ein Jahr lang wurden 160 Tiroler Kindergartenassistentinnen für die empirische Studie „Assistenzkräfte in Kindergärten – eine bedeutende, aber kaum beachtete Berufsgruppe“ befragt. Die Ergebnisse sollen Verbesserungen bringen, sowohl im Hinblick auf die Bezahlung, als auch auf maßgeschneiderte Bildungsprogramme.

In den Kindergärten ist es Alltag: Bei der Betreuung und Förderung der Kleinsten wird das pädagogische Fachpersonal in vielen Bereichen von Assistenzkräften unterstützt.

So unterschiedlich die Bezeichnungen sein mögen – Kindergartenassistent:innen, Kinderbetreuer:innen oder Kindergartenhelfer:innen sind aus den Einrichtungen nicht wegzudenken: 1.563 Beschäftigte (47 Prozent) des Personals in den Tiroler Kindergärten sind Assistenzkräfte. Und zum ersten Mal in Österreich widmet sich jetzt auch eine empirische Studie deren Bedeutung. Erstmals wurde im Auftrag der AK Tirol erhoben, was sie tun, welche Ausbildung Assistenzkräfte haben und wie sie im Beruf unterstützt werden könnten.

Im Tiroler Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz wird der Assistenzkraft zwar große Bedeutung zugemessen: Bei einer Gruppengröße von 20 Kindern ist jeweils eine Fachkraft und eine Assistenzkraft vorgesehen. Für die Ausbildung von Assistenzkräften sind prinzipiell die Länder zuständig. In Tirol (wie auch in Vorarlberg, Salzburg oder Wien) sind jedoch – im Gegensatz zu anderen Bundesländern – keine besonderen Qualifikationen für den Berufseinstieg erforderlich. Innerhalb von 3 Jahren muss dann die Ausbildung gemacht werden.

Soviel vorweg: Die Befunde der vorliegenden Studie „Assistenzkräfte in Kindergärten“ lassen insgesamt den Schluss zu, dass die Assistenzkräfte in Tirol im beträchtlichen Umfang sowohl mit Betreuungstätigkeiten als auch mit pädagogischen Aufgaben betraut sind: Pflegerische Tätigkeiten und Routinetätigkeiten sowie das Beaufsichtigen von Kindern nehmen im Schnitt einen relativ großen Anteil der Arbeitszeit der Assistenzkräfte in Anspruch. Zugleich spielen jedoch auch stärker bildungsorientierte, dezidiert pädagogische Aufgaben eine bedeutsame Rolle, wenn die Prozentanteile bei den verschiedenen Aktivitäten (z. B. Künstlerisches Gestalten, Bewegungsspiel, Sprache & Gespräche, Bau-/ Konstruktionsspiel, Experimente/Naturerfahrung) aufsummiert werden.

Forderungen

Diese wichtige Rolle darf zukünftig nicht mehr vergessen werden, sondern muss die notwendige Anerkennung erfahren. So müssen die Gehälter entsprechend den tatsächlichen Tätigkeiten angepasst werden, aber auch ein umfassendes Bildungsprogramm regional und leistbar angeboten werden. Kurzfristig ist dies besonders relevant für die Bereiche pädagogisches Fachwissen, Sprache, Mathematik und Naturwissenschaften.

Definition

Nach dem AMS Berufslexikon unterstützen Assistenzkräfte das pädagogische Personal in Kindergärten. Sie sind auch zuständig für hauswirtschaftliche Tätigkeiten, wie etwa Mittagessen herrichten, sie betreuen die Kinder in ihren Gruppen, ohne in die pädagogischen Maßnahmen der Kindergartenpädagog:innen einzugreifen. Sie spielen mit ihnen z. B. Brettspiele, unterstützen Kleingruppen beim Malen und Basteln oder beaufsichtigen die Kinder beim Spielen im Garten.

Wie sehen die Assistenzkräfte ihren Berufsalltag?


Was sind ihre Aufgaben und über welche Kompetenzen sollten sie verfügen?
Für die Studie wurde ein umfangreicher Online-Fragenkatalog ausgearbeitet und 160 Assistenzkräfte aus ganz Tirol wurden per Zufall für eine 10-Prozent-Stichprobe gezogen. Ihre Angaben wurden von einer studentischen Projektmitarbeiterin vor Ort in den Fragebogen eingegeben, etwa zu pädagogischem Fachwissen, zur Arbeitsaufteilung zwischen Assistenzkräften und Gruppenleitungen, zu Berufseinstieg und beruflichem Aufstieg, zu beruflichen Zielen, zu Fortbildungen usw.

Zusätzlich wurden pädagogische Aufgaben und Betreuungstätigkeiten mit einem Aktivitätentagebuch erhoben, das den Assistenzkräften vorab zugesandt wurde mit der Bitte, das Tagebuch an zwei „typischen“ Arbeitstagen auszufüllen.

Wichtige Ergebnisse

  • Von den 160 Befragten war nur eine Person männlich (0,6 %).
  • 63 % waren älter als 45 Jahre, nur 14 % waren unter 35 Jahre alt.
  • Im Vergleich dazu ist beim Betreuungspersonal gesamt (Fach- und Assistenzkräfte) der Anteil der unter 35-Jährigen mehr als doppelt so hoch (rund 35 %).
  • 66 % der 160 befragten Assistenzkräfte sind verheiratet, 18 % ledig und 11 % geschieden.
  • 87 % der Assistenzkräfte haben eigene Kinder, 65 % leben mit ihren Kindern im Haushalt. 76 % leben mit ihrem Partner in einem Haushalt.
  • Nur 9,4 % der befragten 160 Assistenzkräfte arbeiten Vollzeit (hingegen über90 % Teilzeit). Im Vergleich zum gesamten Betreuungspersonal in Tiroler Kindergärten (29 % Vollzeit) ist der Anteil der Vollzeit-Berufstätigen damit sehr gering (Statistik Austria, 2022a).
  • Im Durchschnitt sind Assistenzkräfte lt. Arbeitsvertrag 27,1 Stunden/Woche beschäftigt (tatsächlich einschließlich eventueller Überstunden 27,8 Stunden/Woche). Die direkte Arbeit mit Kindern beträgt im Mittel 23,5 Stunden/Woche. Aufräumen, Jause vorbereiten etc. nimmt im Schnitt 2,4 Stunden/Woche in Anspruch und Teamsitzungen/Elterngespräche 0,6 Stunden. Damit sind Assistenzkräfte den ganzen Tag über „sehr nah“ unmittelbar und direkt mit den Kindern beschäftigt.
  • Fast alle Assistenzkräfte (96 %, n = 153) haben vor ihrer Tätigkeit im Kindergarten Erfahrungen in anderen Berufsbereichen gesammelt:
    50 Personen nannten Einzelhandel bzw. Tätigkeiten im Verkauf,
    34 Gastgewerbe bzw. im Tourismus,
    43 eine Beschäftigung im sozialen Bereich wie Kinderbetreuung und Altenpflege,
    27 Befragte waren schon einmal in einem Büro tätig.

    Andere mehrfach genannte Bereiche waren zum Beispiel Friseurin, Floristin und Bankangestellte, vereinzelt auch Dekorateurin, Medien, Volksschul- und Mittelschullehramt, Bauingenieurin, Näherin etc.

Berufseinstieg, Aufstieg und Berufsziele


Die hohe Nachfrage nach Assistenzpersonal spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider. Über drei Viertel haben höchstens eine Bewerbung abgegeben, vielen wurde die Stelle auch aktiv angeboten.

zur Studie

„Assistenzkräfte in Kindergärten – eine bedeutende, aber kaum beachtete Berufsgruppe“
im Auftrag der AK Tirol


Projektleitung:


Univ.-Prof. Dr. Wilfried Smidt, Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Frühe Bildung und Erziehung, Universität Innsbruck

HS-Prof. Mag. Dr. Bernhard Koch, Fachbereich Elementarpädagogik,Pädagogische Hochschule Tirol)
Projektlaufzeit: 1. September 2022 bis 31. August 2023

Die gesamte Studie finden Sie in der rechten Spalte als Download.

Kontakt

Kontakt

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

E-Mail: presse@ak-tirol.com

Telefon: +43 800 22 55 22 1300
(Kostenlose Hotline )

Fax: +43 512 5340 1290